Bauchkoliken. II. Teil Akute Gastroenteritis
Zusammenfassung
Bei akuten Koliken im Bauchraum sind differential-diagnostisch stets alle aufgeführten
Möglichkeiten zu erwägen. Meist weist schon eine sorgfältige Anamnese auf den wahrscheinlichen
Sitz des Leidens hin. In vielen Fällen gibt die sorgfältige Palpation mit der Feststellung
der größten Druckschmerzhaftigkeit gute diagnostische Anhaltspunkte. Bei akuter Gastroenteritis
ist stets an die Möglichkeit der bakteriellen Lebensmittelvergiftung zu denken (Meldepflicht,
Isolierung). Im Sommer und Herbst ist auch die Möglichkeit einer Ruhrinfektion zu
berücksichtigen (Sommerdiarrhöe, E-Ruhr). Bei älteren Pyknikern stehen Veränderungen
an den ableitenden Gallenwegen und an der Gallenblase im Vordergrund, sowie Pankreasschäden
aller Art (isoliert oder meist im Zusammenhang mit Gallenleiden). Bei gleichzeitig
bestehenden Herzleiden aller Art ist stets an embolische Prozesse zu denken (Leber,
Milz, Mesenterialembolie). Gastrische Krisen sind ausgezeichnet durch heftigste Schmerzen
ohne wesentliche Beeinträchtigung der Darmtätigkeit. Positive Wassermannsche Reaktion
im Blut muß Veranlassung zur Prüfung des Liquors und damit zur Sicherung der Diagnose
geben. Die verschiedenen Ileusformen und die akute Appendizitis machen meist diagnostisch
keine besonderen Schwierigkeiten. Bei jeder Form von Ileus ist aber daran zu denken,
daß andersartige Krankheitsprozesse zugrunde liegen können (Nephrolithiasis, Cholelithiasis).
Auch die Peritonitis wird in ihren klaren Zustandsbildern meist keine besonderen Schwierigkeiten
für die Diagnose bereiten. Bei Schmerzen links im Oberbauch muß neben den Pankreasaffektionen
auch der Darmbrand beachtet werden. Schließlich sei noch auf die Häufigkeit von kolikartigen
Zuständen im Bauchraum bei gynäkologischen Affektionen hingewiesen. In jedem Fall
von Ileussymptomen bei oder nach Kolikzuständen ist eine sorgfältige gynäkologische
und rektale Untersuchung dringend zu empfehlen.